die Läuferin

Angstvoll, Horror , belastend......aber nun zuerst von Anfang an

 

 

 

Ruby ist seit vier Wochen bei uns. Ihre Abgabegründe waren deren viele.... ihre Geschichte hat mich bewegt. Kein Border Collie, nicht mal mit sehr gutem Willen, klein,  laut und  sehr liebenswürdig. Ich beschloss, sie aufzunehmen. 

 

Wir haben in den vier Wochen , in denen die 6 jährige Hündin bei uns ist, schon grosse Fortschritte gemacht. Sie ist nicht mehr hysterisch und zeigt sich kooperativ. Ich habe sie sehr gern. Wir haben eine freundliche Beziehung, aber noch keine Bindung.

 

Am Samstag Abend, Pierre ist seit ein paar Tagen mit drei unserer Gruppe am Meer in den Ferien, wollte ich den Häseli noch frisches Wasser geben. Ruby hatte bis anhin nie den Wunsch mit aus dem Tor zu gehen, bis eben diesen Samstag. Sie ging mit mir raus, reagierte nicht auf mein anrufen, und marschierte Zielbewusst über das Brüggli. 

Ich nahm mein Stahlross und verfolgte sie. 

Die Wiesen stehen sehr hoch, die Frucht genauso, und so fand ich sie schon nach wenigen Minuten nicht mehr. 

Es ist zwar Leinen Pflicht, aber ich dachte nicht, dass sie wirklich weg geht. Bevor ich mit den anderen ins Haus ging, öffnete ich alle Tore, wo sie rein kommen könnte. Garten, Hundeplatz, Hundeareal und Border Raum standen offen. 

Die anderen Hunde informiert, dass sie schon mal ohne mich einschlafen sollen, und ich ging mit dem Auto auf die Suche nach Ruby. Ohne Erfolg. 

 

Unsere Hundegruppe war sehr lieb und ruhig. Jedesmal wenn ich wieder daheim vorfuhr, war alles still. 

Früher verbrachte ich Nächte auf Partys, in Tanzlokalen oder mit Freunden, heute mit der Suche nach einem verirrten Hund. 

 

Sonntag morgen. Polizei informiert, SMTZ Meldung gemacht und Pettrailer engagiert. Ganz herzlichen Dank an Markus. Wir kennen uns nicht persönlich, aber deine telefonische und mentale Hilfe, hat mich sehr gestärkt, Ich war nicht allein. 

 

Gegen Mittag kam die erste Sichtung, von Zuzwil !! Eine Frau teilte mit, dass sie Ruby "fast gehabt hätte". Mit einem Mann zusammen, wollten sie sie einfangen. Der Mann packte sie am Gschtälti, worauf sie schnappte und sich aus dem Gschtältli riss. 

Von da an war sie nackt unterwegs :-(     (Sie hatte die  Zeit bei uns immer einen Tracker am Geschirr, am Nachtgschtältli natürlich nicht mehr. Wir waren ja alle schon bereit schlafen zu gehen.)

 

"Bitte keine Einfangversuche". Noch grösser kann man es nicht kommunizieren. Ruby ist sehr ängstlich, mit vielen Erfahrungen im Rucksack und eine Hauptangst vor  Männern. 

 

während des Sonntags bekamen wir immer wieder Meldungen, aber immer weiter weg. Markus vom STMZ meinte, sie ist wirklich eine Läuferin. :-)

 

Inzwischen hatten wir ein paar Menschen, die bei der Suche halfen, und wussten, dass man sie nicht versuchen sollte einzufangen. Die Nacht auf Montag stand nochmal unter dem Motto " Ruby, wir finden dich, halte durch. 

Die Hundeschutzengel angebettelt,  Even und alle vorangegangenen um Hilfe ersucht. 

 

Frei nach Helene Fischer " Atemlos durch die Nacht"

 

Am Montag morgen eine neuere Meldung, von Wil !! Sie war dort von einer Hundehalterin auf dem Friedhof gesehen worden. 

 

solche Meldungen sind enorm hilfreich. Danke an alle, die immer wieder meldeten ! Ihr gebt mir den Glauben an gute Menschen zurück !

Zum Glück war heute Leila schon da, die mir zu der Hundegruppe und den anderen Tieren schaute. So hatte ich freie Hand, noch mehr Flyer zu verteilen, zusammen mit dem Pettrailer Futterstellen einzurichten  und Kameras. Es sei ganz wichtig, dass man sicher sein könnte , dass sie in ungefährer Nähe der Futterstellen blieb, bevor man die grosse Falle stellt. 

Wildhüter, Stadtgärtnerei und ganz viele Anwohner, Hundespaziergänger, Friedhofbesucher..... danke für eure Hilfe. Ich habe sehr liebe Menschen kennen gelernt.

 

Ziemlich kaputt eilte ich heim, um die 6 Uhr Hooper Stunde zu geben. Parcour war ja schon vom morgen gestellt. Da es sehr heiss war, höckelten wir auf dem Platz am Schatten. John john genoss die Kühle des Grases.

 

Aufgeregt kam Leila, "Anïta komm, da ist eine Frau, die Ruby gesehen hat". 

Elektrisiert aber ungläubig begrüsste ich Karin, die sagte, dass sie eben Ruby auf der  Buhwilerstrasse gesehen habe. Kommen sie, steigen sie bei mir ein, ich habe meine Tochter da deponiert, damit wir noch wissen, wo der Hund war". 

"Nein,"  sagte ich, das haben sie nicht wirklich gemacht. Ihre Tochter da stehen lassen" ? Lachend erklärte sie mir, dass Milena, ihre Tochter, bereits 16 Jahre jung ist. :-) 

 

Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Das kann doch gar nicht sein. Wil ist mit dem Auto 25 Minuten von uns weg. Ruby kennt sich da nicht aus, es ist nicht möglich, dass sie den Heimweg finden würde. 

 

Schon sind wir auf der Buhwilerstrasse. Es ist eine 80er Strecke, kaum einer fährt da aber 80. Die meisten zwischen 90 und hundert. Ruby sei mitten in der Strasse gelaufen, Richtung der kleinen Verbindungsbrücke zu der Au. Es ist aber ein Gitterbrüggli, niemals geht Ruby da freiwillig drüber. Die Brücke ist  aber zu klein, als dass da ein Auto fahren könnte. 

Weit und breit keine Milena und kein Hund zu sehen. 

 

Ich steige beim Brüggli aus. Joggerinnen bestätigen, dass da vor kurzem eine Hund darüber ging und weiter hinten eine junge Frau. Nein, der Hund sei nicht an der Leine. 

Zum Glück wissen meine Beine den Weg allein, denn mein Hirn übernimmt keine Verantwortung mehr. 

 

Jetzt bin ich bei der Sonne, wo Autos wieder fahren dürfen. Schon fast zu Hause. 5000 Gedanken, Gefühle, Ängste, Freude....da kommt Karin mit dem Auto.

" Sie ist zu Hause".... Ich möchte weinen, lachen, mich setzen , aber nach Hause rennen....

Leila kommt mir entgegen   sie und Sandra haben die Türe aufgemacht und Ruby.... tatsächlich Ruby, ist hinein getapselt. 

 

sie steht an mir hoch und begrüsst mich liebevoll. Ich kann es nicht fassen. Hat das kleine Mädchen den langen gefährlichen Weg gemacht, um wieder zu uns zu gehören. :-) 

Markus, der Pettrailer war auch überrascht und sagte gerührt, dass es halt immer wieder mal Wunder gebe :-) Ja, es ist ein Wunder. ich kann es immer noch kaum fassen, wenn Ruby mich glücklich schwänzelnd von der Polstergruppe her  anlacht. Du gehörst zu uns. Dass so eine Hunde Lady nie vermittelt wird, ist ja wohl klar. 

 

Ich sage sonst  ja immer, die Hunde sind uns ausgeliefert, sie können ja nicht wählen wo sie leben. 

 

RUBY KANN ES UND SIE HAT GEWAEHLT:

 

 

Kleines Mädchen, du hast meine grosse Hochachtung und Bewunderung !

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Kommentare: 5
  • #1

    Luzia Candreia (Freitag, 09 Juni 2023 22:01)

    Oh wow! Tränen in den Augen beim lesen. So schön, dass die den Heimweg gefunden hat!! Danke für das Teilen dieser Geschichte aus eurem Leben!

  • #2

    Peggy Hauser (Mittwoch, 14 Juni 2023 17:54)

    Liebe Anita,
    die wirst du nie mehr los � Sie würde dich eh immer finden❣️ spreche da aus Erfahrung so ähnlich war es mit unserer Emma auch. TS Bordermischling aus einer Familie im Norden Deutschlands geholt und hier in den Süden gebracht. Emma wollte nicht sofort bei Ankunft bei uns einziehen sondern war der Meinung sie schaut sich erstmal die schöne Gegend an�am nächsten morgen saß sie bei den Nachbarn am Garten aber es hat damals noch den halben Tag gedauert bis sie davon überzeugt war mit mir ins Haus zu gehen. Auch wir haben damals alle informiert und unsere Hoffnung war gleich null aber ja Wunder geschehen immer wieder � ich wünsche dir von Herzen eine wunderschöne Zeit mit Ruby
    Viele liebe Grüße Peggy

  • #3

    Anïta (Donnerstag, 15 Juni 2023 07:48)

    danke dir Peggy, für deine Geschichte. Es ist schön, dass andere Hundemenschen unser Erlebnis teilen und teilhaben an den Ängsten, die wir durchmachten.
    Ich wünsche euch mit Emma nur das Allerbeste. Wenn sie selber entscheiden, bei wem sie leben möchten, werden es wirklich Seelenhunde <3
    Alles Liebe für euch

  • #4

    Clarita Loehri (Sonntag, 18 Juni 2023 11:16)

    Jöööö.So schönes Erlebnis
    Du bist eben die Mutter Theresa der Hunde.
    Ein Hundi das di h und dein Hundeherz kennen gelernt hat,kommt halt immer gerne zu dir zurück.
    Weiss warum ich meine Fly nur dir überlasse
    Im Namen aller Hunde
    DANKE DASS ES DICH GIBT

  • #5

    Nicole (Montag, 19 Juni 2023 13:03)

    Liebe Anïta

    Was für eine Geschichte..und zum Glück mit Happy End für euch alle!
    Wir sind so unendlich dankbar, was du alles für die Hunde machst.
    Und natürlich auch immer für unsere Bailey!