Führung vs Gewalt

 

Hallo Anïta ,

ich war mit einem Pärchen und ihrem Hund bei mir auf dem Trainingsgelände. Sie waren ohne einen besonderen Trainingsgrund da (in Wirklichkeit waren sie da, weil sie mir einen wundervollen Blumenstrauß vorbeigebracht hatten als Dankeschön für meine Unterstützung in einer für sie belastenden Zeit mit ihrem kranken Hund).

Während wir über das Gelände gingen und wir uns daran erfreuten, wie ihr Hund über das Gelände lief, berichteten sie mir, was sie erlebten, bevor sie zu mir ins Training kamen:

Ein “Hundetrainer” sprach sich dafür aus, dass ihr Hund begreifen müsse, dass sein Leben von ihnen abhänge: “Sonst wird das nie etwas!”

Deswegen würde er regelmäßig seinen Dobermann am Türrahmen “aushängen” (ja…. dein Kopfbild wird schon richtig sein… es ist ein Würgen mit Todesangst), damit dieser begreift, dass er als sein Herrscher über sein Leben und Tod entscheiden kann.

Was für eine Qual! Was für eine gefährliche und lebensverachtende Einstellung!

Du solltest nie deinem Hund nach dem Leben trachten, er sollte nie nur den Hauch dieses Gefühls davon bekommen! 

Du bist derjenige, der es in der Hand hat, wie die Lebensqualität deines Hundes ist.

Lebensqualität, die davon geprägt ist,

  • sich sicher zu fühlen.
  • zu wissen, da du da bist, der es gut mit ihm meint.
  • zu erfahren, dass du auf ihn eingehst und die Gründe für sein “unerwünschtes”. Verhalten siehst und ihm das gibst, was ihn wieder in seine Balance bringt.
  • zu erfahren, dass du deine Fürsorge und Verantwortung ernst nimmst.
  • zu spüren, dass du Führungskompetenz nicht am “Türrahmen” ausmachst, sondern an dem Rahmen, den du deinem Hund gibst, damit er sich sicher und gehalten fühlt, bestens angeleitet und geführt.

 

 

vielen Dank Mirjam für deine Gedanken, die du mit deinen Hunden auch lebst. 

Obwohl wir als Hundetrainer immer viel mit anderen Menschen zusammen sind, ist es doch ein einsamer Job. Es tut so gut, wenn man ehrlichen Austausch hat, über Erfolg und manchmal halt auch weniger Erfolg.

Es gibt Therapieresistente Menschen viel öfter, als Hunde die sich nicht therapieren lassen. 

 

Obwohl ich den freundschaftlichen Umgang in der Hundeschule vorlebe, gibt es immer wieder Zweibeiner, die mir erzählen, dass ihr Hund " en schture Siech " sei, dass der eine harte Hand brauche. 

Ich habe nicht den Mut, solche Menschen einfach vom Platz zu stellen, weil ich befürchte, dass sie den armen Hund einfach in eine andere Hundeschule schleppen, wo Gewalt erlaubt ist :-( 

 

So übersetze ich halt ohne Ende   Hund-Mensch   Mensch -Hund

Ich werde nicht müde zu erzählen, dass kein Hund eine harte Hand braucht, dass wir nicht Dominant sein müssen, sondern klar und verständlich. 

Wenn ich dann höre, dass man mit "dem" besonders streng sein muss, erkläre ich von Neuem, dass man nur konsequent sein muss. Hat nichts mit Strenge zu tun. 

Freundschaftlich konsequent führe ich unser 23 er Rudel, manchmal noch mit Ferienhunden. Es ist so ein schöner Moment, wenn man als Mensch verstanden wird und der Wille beim Hund zum Vorschein kommt, dass er mit uns zusammen arbeiten will. 

 

Gerade Menschen die Hunde aus dem Ausland Tierschutz haben, kommen mit den wildesten Vorstellungen und Ratschlägen, wie man diese Hunde führen soll. Und die Idee, dass der ja froh sein kann, dass er da ist. In seinem Land ist es noch viel schlimmer ! Leute das weiss ich, ich könnte kotzen wenn diese Argumente angeführt werden. 

der Hund hat sich nicht gewünscht, bei uns, in Deutschland, der Schweiz oder Österreich zu leben. In einer Wohnung, mit Kindern, die ihn nie zur Ruhe kommen lassen. Mit anderen Tieren, deren Sprache er noch nicht kennt. 

 

EMPATHIE ist hier das Zauberwort. 

 

Ein bisschen sich vorstellen, wie er sich fühlen muss. Seine Freunde weg, Stundenlang in einem Auto, das nach Stress und Angst riecht. Dann zu Menschen die kein bisschen verstehen, dass er noch gar nichts versteht. Mit einem Band um den Hals laufen, wo man doch lieber schnüffeln würde. 

 

Lasst den Hunden Zeit anzukommen, baut an der Beziehung, an der Bindung. Gebt ihnen die nötige Ruhe, indem ihr versucht, das selber auch auszustrahlen. 

Auch wenn mein Zeitplan manchmal schreit, setze ich mich auf ein Polster in der Stube, den Hund nah bei mir und ich lese etwas. So lernt jeder schnell, dass das eigentlich schön ist. Nicht 3 bis 5 Minuten, sondern eine halbe Stunde. (oder mehr :-) 

 

So, das wars für heute, das nächste Mal darf dann Mouvie wieder an die Tasten. Sie hat sich schon beschwert ;-) 

 

 

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